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Neugier: die 3-stündige Worknote

Neugiermanagement für Sturköpfe

Wenn ein 50-jähriges Jubiläum unter dem Hashtag #staycurious gefeiert wird, dann liegt es natürlich nahe, eine Keynote zum Thema zu bestellen und das Neugiermanagement der Mitarbeiter zu stärken.

LUST AM LERNEN DURCH ZUHÖREN?

Das Unternehmen in der Nähe von Zürich ging sogar noch weiter. Es wollte für 200 Teilnehmer den Vortrag mit einem Kurzworkshop zur Neugier und den Neugiertechniken, die wir mit dem Curiosity Council der Merck KgaA erforschen, verbinden. Normalerweise geht man beides getrennt oder zumindest nacheinander an. Zuerst reden, dann arbeiten. Wir von Braincheck machen aber nicht „normalerweise“. Wir machen eher #always_evolving, immer eine Lösung weiter. Und so habe ich Keynote und Workshop verknüpft zu einem 120-minütigen Neugiererlebnis.


Es machte Lust am Zuhören, weil immer wieder gezielt und kurzweilig interagiert wurde. Es machte Lust am Lernen, weil es immer wieder Lernpausen durch die Keynotephasen gab. So entstand kurioserweise eine Q&A Runde mitten in der Keynote. Klar, darauf muss man sich auch einlassen wollen und so etwas flexibel integrieren können. Zumal ein Thema aufkam, das wichtig war und doch nicht ganz im Zentrum der 2 Stunden stand: Wie macht man eigentlich die Menschen neugierig, die von vorne herein keine Lust haben? Die simple Frage war „Wie überzeugt man Sturköpfe?“.

STURKÖPFE ÜBERZEUGEN?

Die Antwort des Tages war: „Wir müssen die Reaktanz mildern“. Die was? Wer wahrnimmt, dass sein Verhaltensspielraum gegen seinen Willen eingeschränkt wird, äußert Widerstand. Das ist Reaktanz. Sie ist das Verhalten, mit dem Menschen ihre Handlungsfreiheit wieder herstellen, wenn sie das Gefühl haben, sie werden zu etwas gedrängt oder ihnen wird eine Option weggenommen. Reaktanz ist Freiheitswiederherstellung.

WAS VERHINDERT REAKTANZ?

Wie immer in der Psychologie gibt es mehr als eine Möglichkeit, weil es nun mal für uns herrlich unterschiedliche Menschen keine „One Size Fits All“ Lösung gibt. Im Workshop-Alltag hat sich jedoch eine Kombination besonders häufig als erfolgreich herausgestellt:

Sinn herausstellen & Befürchtungen spiegeln & Ad utrumque paratus nutzen
  1. Wie Sie den Sinn der Übung herausstellen? Sie verpacken die Erkenntnis, die sonst im Nachhinein formuliert wird, mit in die Einleitung. Das befriedigt besonders die Menschen, die dringend wissen müssen „What is in it for me?“ – „Was habe ich davon?“. Ohne diese kleine, vitale Zusatzinfo steigen diese nicht ein. Sie sehen im wahrsten Sinn des Wortes keinen Sinn in der Anforderung, der Übung, dem Experiment.

  2. Wie Sie Befürchtungen spiegeln? Sie starten mit dem Satz „Ich überlege mir gerade, was in manchen Köpfen bei der nächsten Anforderung/ Übung/ dem nächsten Experiment vorgeht…“ Warum ist das mehr als eine rhetorische Volte? Einfach gesagt: weil keine bewusste Handlung ohne Ziel ensteht, auch nicht die des „Sturkopfes“. Er erscheint uns stur, weil seine Ziele offensichtlich nicht durch unser Angebot abgedeckt werden. Hinzu kommt ein zweiter zentraler Gedanke: jeder von uns möchte Wertschätzung erfahren. Auch das stur erscheinende Gegenüber zielt mit seinem Verhalten auf die Erhaltung seines mentalen Wohlbefindens ab. Es gilt daher, Ziel und Wertschätzung zusammen zu bringen. Die Kombination erlaubt es, das mentale Wohlbefinden des „Sturen“ aufrechtzuerhalten. Das gelingt, wenn Überlegungen zum Wohlbefinden des Anderen im Anschluss an den ersten „Satz“ in diesem Abschnitt ausgesprochen werden: „Es kann natürlich sein, dass mancher denkt ,Das habe ich noch nie gemacht, da bin ich mir nicht sicher´ oder ,Da kann man sich schnell ungeschickt bei anstellen´ und daher ist es auch ok, wenn der ein oder andere zögert.“ Entscheidend ist dabei, dass die in solchen Sätzen ausgedrückte Wertschätzung echt ist. Sonst, mit Goethe gesprochen, spürt der Mensch die Absicht und ist verstimmt.

  3. Wie Sie AD UTRUMQUE PARATUS erzeugen? Die lateinische Redewendung beschreibt, dass wir beide Seiten eines Verhaltens abdecken, das entweder oder in ein sowohl als auch wandeln. Und das geht in diesem Fall so: „Die meisten steigen direkt in eine solche Anforderung/ Übung/ ein solches Experiment ein, ich kann aber natürlich nicht verhindern, dass der eine oder andere sich das Ganze erst einmal anschaut und dann nach und nach einsteigt oder auch mal gar nicht und lieber zuschaut. Das geht natürlich auch.“ Dieses „nach beiden Seiten offen sein“ bewahrt vor unnötiger Frontenbildung und ermöglicht allen Beteiligten, ihr Verhalten als akzeptabel zu erleben. Und in neun von zehn Fällen steigen danach auch die Zögerlichen ein.

Natürlich gibt die psychologische Handlungskompetenz noch viel mehr an Möglichkeiten her – aber diese Trias war in der Praxis über Jahre mit am erfolgreichsten. Und so beendeten wir den Ausflug zu den Sturköpfen und schritten voran mit dem Fast-Forward Format rund um das Neugiermanagement. Ein Gast ließ mich in Anschluss per Mail wissen: “Es war unglaublich spannend, hat viele neue Perspektiven geöffnet und die Basis für viele, viele Ideen gelegt! Vielen Dank für die erfrischende Art, dieses Thema näher zu bringen und für das Wecken einer echten Wissenslust und Motivation für Neues jeglicher Art.


Neugiermanagement für Mich

Und auch ich hatte etwas Neues gelernt: Wer seine Keynote mit einem Workshop verbindet, weiß nie, wo ihn seine Gäste hinführen. Und das ist gut so. Denn, wo kommen wir denn hin, wenn die Gäste die Inhalte bestimmen? Wir kommen zu dem, was eigentlich alle propagieren: maßgeschneiderter Content für Erwachsene mit echten Anliegen. #alwayscurious

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